Am 16.Oktober beschloss die große Koalition im Eiltempo die Vorratsdatenspeicherung (VDS). Dieses Gesetz verpflichtet Internetprovider sogenannte „Metadaten“, also reine Verbindungs- und Standortdaten, zu speichern. Unter einem unbegründeten Sicherheitsvorwand wird eine verdachtsunabhängige Überwachung geschaffen.
Aus der Analyse des netzpolitischen Blogs „netzpolitik.org“ geht aber hervor, dass dieses Gesetzt einige Lücken offen lässt, die wir nutzen können um diese Überwachung zu umgehen. Wir werden hier die wichtigsten Tricks aus dem Artikel von Netzpolitik.org zusammenfassen. Den kompletten Artikel findet ihr hier.
Ihre Lücken – unsere Chance
Um herauszufinden, welche Möglichkeiten wir haben die VDS teilweise zu umgehen, müssen wir uns zuerst anschauen, was die VDS genau speichert:
Durch die VDS werden alle Informationen gespeichert, die beinhalten, wo, wann, wie lange und mit wem ich kommuniziere. Das sagt eine unglaubliche Menge über uns aus. Welche Daten sind dies?
- Zeit und Beteiligte eines Telefongesprächs
- Zeit und Beteiligte von SMS-Verkehr
- welchem Anschluss wann eine bestimmte IP zugewiesen war
- Standorte von Mobiltelefonen beim Senden einer SMS, bei Beginn eines Gesprächs oder beim Aufbau einer Internet-Verbindung
Aus der Liste ergibt sich: Im Rahmen der VDS sind IP-Adressen, „normale“ Telefongespräche und SMS das zentrale Problem für die Privatsphäre. Die VDS erfasst jedoch nicht die Metadaten oder die Inhalte von Internet-Messenger-Diensten. Damit ist nicht gesagt, dass neugierige Behörden sich diese Daten nicht auch beschaffen können – doch werden sie jedenfalls nicht im Rahmen der VDS gespeichert.
Ganz simpel: Nutzungsverhalten ändern
Aber auch mit den (vorinstallierten) Standard-Betriebssystemen kann man immerhin die bei der VDS gespeicherten Metadaten drastisch reduzieren. Tipp Nr. 1, um die Menge an persönlichen Vorratsdaten zu verringern: möglichst wenig „normale“ SMS schicken oder „normale“ Telefongespräche führen.
Besonderheiten bei Apple:
Wer Apple-Geräte benutzt und andere Apple-User erreichen möchte, ist bei der VDS fein raus, obwohl Apple weiterhin selbst bestimmt, was mit den Daten geschieht: iMessage und FaceTime sind sehr gut in iOS und OS X integriert und hinterlassen keine Vorratsdaten, außerdem umgehen beide Dienste auch eine klassische Telefon-Überwachung. Apple-Jünger sollten also konsequent auf die diese Dienste setzen, um den eigenen Daten-Footprint möglichst zu verringern. Dann werden nur die Daten in Verbindung mit dem Internetzugriff – darunter auch der Aufenthaltsort beim Aufbau der Verbindung – gespeichert.
Auch bei Android gibt es einiges zu beachten:
Auch unter Android gibt es eine Menge Anwendungen, die anonyme und verschlüsselte Kommunikation zum Ziel haben, sie sind nur meist nicht ganz so gut im Betriebssystem integriert. Nachrichten-Tools wie TextSecure und ChatSecure ermöglichen „Instant Messaging“ und sind eine Alternative zur SMS. RedPhone verschlüsselt auch Telefonate. Anonymisiertes Surfen ist mit Orbot via Orweb im Tor-Netzwerk möglich.
Ist WhatsApp sicher vor der VDS?
Aus der Perspektive der VDS ist sogar WhatsApp eine gute Wahl, denn die deutschen Provider bekommen von der Kommunikation darüber nichts mit. Dafür vertraut man sich aber natürlich einer Facebook-Tochter an – und es ist offen, wann es hier mit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auch zwischen verschiedenen mobilen Plattformen klappen wird.
Die VDS „nutzlos“ machen:
Die VDS sieht vor, dass zu jeder in Deutschland vergebenen IP-Adresse der jeweilige „Anschluss“ gespeichert wird. Das erste Mittel der Wahl, um diese Speicherung ins Leere laufen zu lassen, ist Tor: The Onion Router (siehe auch unser ausführlicher Beitrag). Der Internetverkehr wird über mehrere Server geleitet, so dass sich am Ende die eigene IP-Adresse nicht mehr in Zusammenhang bringen lässt mit der Seite, auf der man surft. Inzwischen gibt es Tor sogar als Browser-Paket. Einfach herunterladen und entpacken. Mit ein wenig Sachverstand lässt sich Tor aber auch für andere Anwendungen einrichten.
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